preview
Musikalische Heuristik
Beitrag zur Begründung eines neuen Faches der Musikwissenschaft
„Vorwurf jeder Kunst ist das Entstehen, das regelrechte Herstellen und die Überlegung, wie etwas, was sowohl sein als nicht sein kann und dessen Prinzip im Hervorbringenden,nicht im Hervorgebrachten liegt, zustande kommen mag. Auf das, was aus Notwendigkeit ist oder wird, geht die Kunst so wenig, wie auf das, was von Natur da ist oder entsteht, da derartiges das bewegende Prinzip in sich selber hat.“
Aristoteles, Nikomachishe Ethik, VI, 4, Übersetzung : Eugen Rolfes, 1921 online in http://www.textlog.de/aristoteles-ethik.html
Aus dieser Definition lässt sich die grundsätzliche Kontingenz der Kunst ableiten, sie öffnet den heuristischen Zugang zur Analyse von virtuelle Phänomene schaffenden Fiktionen, die am Ursprung des schöpferischen Prozesses stehen. Heuristisch ist etymologisch gesehen eine unregelmäßige Ableitung vom griechischen ευ ρίσκω ,"ich finde". Es hat die gleiche Wurzel wie das Wort "Eureka". Ein Prinzip gilt als heuristisch, wenn es nicht als die Wahrheit, die es stützt, betrachtet wird sondern als Beitrag, ganz oder nur teilweise, zur Verwirklichung eines Projekts. Historisc gesehen wird Heuristik in der Ästhetik von Alexander Baumgarten an angewendet. In seinem Werk von 1750, /Aesthetica Theorica, /schlägt er vor, wie Ästhetik jeden Tag und permanent als Wissenschaft des Schönen, als gefühlte Erkenntnis an Stelle einer theoretischen Reflexion verwirklicht wird.
In dem beschriebenen Kontext ist Musikalische Heuristik das Fach, das sich zum Ziel setzt, den schöpferischen Akt in der Musik zu analysieren und zu einem Modell zu entwickeln, indem die fiktionale Welt, die an ihrem Ursprung steht, deutlich gemacht und das Musikalische in seiner erlebten Fluidität erfasst wird.
Übersetzung : Jérôme Vaillant